Weshalb sollte ich eine Autoclub-Mitgliedschaft haben, ich kann doch im Pannenfall noch eintreten?
Eine gängige Meinung, die nicht nur im Internet häufig vertreten wird. Was ist dran? Können wir wirklich erst bei einer Panne Mitglied werden und bekommen trotzdem die gleichen Leistungen, ohne zusätzliche Kosten?
Die kurze Antwort dazu: Nein
Ein Betritt direkt im Pannenfall ist generell nur bei ADAC und ACE möglich und es werden dann auch nur die Basisleistungen für diesen Pannenfall übernommen. Das heißt konkret: Nur die Pannenhilfe vor Ort wird von beiden Clubs übernommen, der ACE schließt auch noch das Abschleppen in die nächste Werkstatt mit ein. Weiterreichende Leistungen wie Mietwagen, Übernachtungen etc. sind nicht dabei.
Für den ADAC gilt: Ein Beitritt ist nur bei den eigenen Straßenwachtfahrern („Gelben Engeln“) möglich. In der Regel schickt der ADAC aber Vertragspartner zu Nicht-Mitgliedern. Dann ist der Beitritt nicht möglich. Ist doch ein gelber Engel in der Nähe, bekommt der Autofahrer die Anfahrt und Arbeitszeit des Helfers allerdings sogar kostenlos, auch, wenn er nicht Mitglied wird.
Andere Clubs schließen den Beitritt im Pannenfall kategorisch aus
Katrin Sießl, Geschäftsführender Vorstand des BAVC, erklärte uns dazu folgendes:
Wir sehen den Beitritt im Schadensfall juristisch kritisch, denn es kommt der Ausnutzung einer Notsituation sehr nahe.
Philipp Sander von Mobil in Deutschland sieht den Beitritt im Pannenfall ebenfalls in einer rechtlichen Grauzone. Auch Mobil schließt den Beitritt vor Ort generell aus.
Ähnlich sieht es beim ACV aus. Der Pannenschutz greift erst nach dem Beitritt. Stephanie Grommes vom ACV sagte uns dazu: „Wir finden es wichtig, dass sich jeder Autofahrer vorher informieren kann“. Hat man bereits eine Panne, wäre das natürlich kaum noch möglich.
Beim AvD ist der Beitritt im Pannenfall zwar theoretisch möglich, allerdings beginnt die AvD-Mitgliedschaft IMMER frühestens einen Tag nach Abschluss:
Unabhängig von der Ausgangssituation kann die Mitgliedschaft im AvD jederzeit beantragt werden – sofern der Betroffene dies ausdrücklich wünscht, auch in einer Pannensituation. Zu beachten ist jedoch, dass bei Abschluss einer Mitgliedschaft über die „regulären Wege“, etwa Internet etc., die Mitgliedschaft frühestens am Tag nach Eingang des Mitgliedschaftsantrags beginnt. Für den Abschluss einer Mitgliedschaft im Pannenfall gilt dies ebenso. Insoweit könnten Leistungen betreffend die aktuelle Panne wenn überhaupt nur aus Kulanz im Einzelfall erbracht werden.
Warten auf die Panne ist keine gute Option
Obwohl es oberflächlich betrachtet durchaus lohnenswert erscheinen mag, erst bei einer Panne beizutreten, ist das zu kurzfristig gedacht:
- Nur wenige Clubs bieten den Beitritt im Pannenfall an
- Ausschließlich Basisleistungen
- Längere Wartezeiten
Was mache ich im Fall einer Panne, wenn ich kein Mitglied in einem Autoclub bin?
Fast alle Automobilclubs organisieren auch für Nicht-Mitglieder Pannenhilfe, die Kosten für die Hilfe müssen aber vom Autofahrer selbst getragen werden. Das betrifft allerdings nur die direkte Pannen- bzw. Unfallhilfe, Sonderleistungen für Mitglieder wie Mietwagen oder Rückreise sind nicht möglich.
Hierzu gehören der ACV, der ADAC und Mobil in Deutschland. Auch der ACE kann bei einer Panne von Nicht-Mitgliedern gerufen werden, allerdings kann es vorkommen, dass das jeweilige Partnerunternehmen keine Hilfe leistet, da der Club in diesem Fall natürlich keine Kostendeckung zusichert, sondern der Autofahrer selbst (vor Ort) zahlen müsste.
Der AvD sagte uns hierzu:
Hilfe in Notsituationen lässt der Automobilclub von Deutschland e.V. (AvD) jederzeit auch Kraftfahrern zukommen, die nicht Mitglied im AvD sind. Zu beachten ist aber, dass der liegengebliebene Kraftfahrer ohne Mitgliedschaft keinen Anspruch auf Leistung oder Kostenübernahme aus einer Vertragsbeziehung mit dem AvD hat. Unsere Mitarbeiter in der Notrufzentrale helfen bei jedem gemeldeten Ereignis trotzdem und vermitteln dem Betroffenen auf Wunsch einen geeigneten Dienstleister. Dem Anrufenden wird dabei immer mitgeteilt, dass er als Nichtmitglied die Kosten für von ihm bei diesem Dienstleister beauftragten Hilfeleistungen selbst zu zahlen hat
Wartezeiten für Nicht-Mitglieder
In den meisten Fällen bekommen die Mitglieder des Autoclubs Vorrang, das heißt, als Nicht-Mitglied müssen Sie längere Wartezeiten einplanen.
Ruhigen Gewissens unterwegs?
Zusammengefasst erscheint es doch sinnvoller und vor allem stressfreier, schon vor einer Panne in Ruhe die Autoclubs zu vergleichen und darüber nachzudenken, welcher am besten zu Ihnen passt.
N.B. meint
Meine Eltern sind seit 1976 beim ADAC. Wie so üblich, wurde man selbst als Führerscheinneuling damals Mitglied. Nachdem ich einige Jahre als Vollmitglied keinen Nutzen an der Mitgliedschaft gesehen hatte, habe ich schließlich diese gekündigt.
Gestern Nacht ist mir jedoch ein Reifen geplatzt. Beim Versuch die Radmuttern zu lösen ist mir der Schlüssel aus meinem Schlüsselkasten verbogen. Also lies ich das Auto auf einem Parkplatz in Stadt stehen. Meine Mutter empfahl mir den ADAC zur Hilfe zu holen.
Beim Anruf heute Morgen beim ADAC wurde mir genau das gesagt, wie im Artikel beschrieben. Nämlich, dass bei Verfügbarkeit eines gelben Engels in der Nähe, dieser kommt und mir helfen würde. Falls keiner verfügbar wäre, würde ein Partner geschickt werden. Man würde sich spät. 60Minuten bei mir telefonisch melden, um die Panne zu besprechen. Und dann weitere 20Minuten wäre jemand bei mir.
Nach 1,5 Stunden Warten in der Kälte wurde ich vom ADAC zurückgerufen. Man meinte allerdings, dass der gelbe Engel nur kommt, wenn ich die Mitgliedschaft auf jeden Fall abschließe. Da ich das Auto selten fahre und es meinem auf meinen Ehemann läuft, wollte ich die Mitgliedschaft auf ihn abschließen. Dies sei nicht möglich, hieß es daraufhin, da es sich um personenbezogene Mitgliedschaften handelt.
Man bot mir darauf an, direkt einen Abschleppwagen eines ADAC-Partners zu bestellen, was ich jedoch auch nicht wollte, da ich davon ausgehe, dass der ADAC mit seinen Partnern Provisionsvereinbarungen hat, die dem Kunden bei Inanspruchnahme auf die Rechnung aufgeschlagen werden. Zudem hätte ich den Abschleppwagen auch gleich selbst bestellen können. Jedoch bestand das Problem eigentlich nur darin zwei Radmuttern zu lösen. Den Rest hätte ich auch selbst machen können.
Es handelte sich hier um ein reines Verkaufsgespräch durch den ADAC, was man mir hier aufgezwungen hat.
Ich fühle mich vom ADAC im Stich gelassen.
Somit hatte ich keinerlei Pannenberatung oder Hilfeleistung durch den ADAC, sondern nur verlorene Zeit.
Meiner Meinnung nach, sollte man hier genauso vorgehen, wie bei jeder Versicherung. Gründlich überlegen, ob sie sich wirklich lohnt und eventuell Geld zur Seite legen für die Kosten eines Abschleppwagens im Notfall.
(Am Ende hat mir ein netter Mitarbeiter eines Möbelmontage-Teams, die gerade im Haus nebendran eine Küche aufbauten, den Reifen völlig selbstlos und gratis in 5 Minuten gewechselt, so dass ich damit sofort zur nächsten Werkstatt fahren konnte)